Die Huffington Post ist auf Expansionskurs und startet nun auch in Deutschland. (Bild: Screenshot; www.huffingtonpost.de)
Heute ist es endlich soweit: Die deutsche Ausgabe der Huffington Post ist online. Das erfolgreiche Nachrichten- und Unterhaltungs-Portal aus den USA ist schon seit 2011 auf Expansionskurs in Europa. Jetzt sollen auch deutsche Leser gewonnen werden.
Zum Start wird geklotzt, nicht gekleckert. Unter den den Gastautoren sind einige Prominente wie der Telekom-Chef René Obermann, Boris Becker und mit Ursula von der Leyen sogar eine Bundesministerin. Im 15-köpfigen Redaktionsteam sitzt auch der bekannte Fernsehmoderator Cherno Jobatey. Für die verschiedenen Länderausgaben holt sich die Huffington Post jeweils regionale Medienpartner ins Boot. In Deutschland ist es Tomorrow Focus, die Digital-Tochter des traditionsreichen Medienverlags Burda.
Statt Geld nur Aufmerksamkeit als Bezahlung
In den USA gehört die Huffington Post zu den einflussreichsten Medien, und zwar online wie offline. Ihr Erfolgskonzept lautet: Eine Redaktion mit bezahlten Journalisten sorgt für exklusive Meldungen, eine Schar freiwilliger Autoren bloggt unbezahlt und erreicht damit kleine Leserschaften in verschiedenen Nischen. Statt mit Geld werden die Blogger mit Aufmerksamkeit bezahlt. Dieses Modell hat der Huffington Post im Mutterland viel Kritik beschert. Auch vor dem deutschen Start gab es Kontroversen. Die Redaktion hatte verschiedene Blogger gefragt, ob sie auf ihrem Portal schreiben wollen, unentgeltlich natürlich.
Kai Petermann vom Produkt-Blog Stilsucht hatte eine solche Anfrage öffentlich gemacht. Er selbst hat das Angebot empört zurückgewiesen. Im Gespräch mit Hyperland erklärt er: “Ich verdiene den Großteil meines Geldes durch Publikationen im Internet und kann und möchte diese Leistung daher nicht verschenken.” Ihn stört, dass die Huffington Post mit Artikeln Geld verdient, während die eigentlichen Autoren leer ausgehen. Der Geschäftsführer des Axel-Springer-Verlags hat diese Logik in einem Interview als “Anti-Geschäftsmodell für Journalismus” bezeichnet.
Ein zusätzlicher Kanal für Blogger
Den Kritikern hält die Huffington Post entgegen, dass sie durchaus Journalisten beschäftigen. Oliver Eckert, Geschäftsführer der Huffington Post und von Tomorrow Focus, sagt auf Anfrage: “Es ist ein Zerrbild, dass die Huffington Post der Totengräber des Journalismus wäre. Weltweit arbeiten bei der Huffington Post rund 700 festangestellte Journalisten – Tendenz weiter stark steigend.” Zudem würden etwa zwei Drittel der Inhalte von bezahlten Redakteuren kommen und nur etwa ein Drittel von Gastautoren und Bloggern.
Stefanie Bamberg ist eine der Bloggerinnen, die unbezahlt für die Huffington Post schreibt. Sie bloggt ansonsten auf Schön und fein über Essen. Sie findet nichts verwerfliches an dem Modell: ”Für mich persönlich ist es ein weiterer Kanal, auf welchem ich meine Dinge publizieren kann. So wie ich das auf meinem Blog und auch auf Facebook, Twitter und Co. handhabe.” Auch der bekannte Tech-Blogger Sascha Pallenberg ist dabei.
Große Ziele
Auf Nachfrage betont die Huffington Post, dass auch die prominenten Autoren natürlich kein Honorar erhalten. Vor allem sie werden der Plattform zu viel Aufmerksamkeit verhelfen. Die wird auch benötigt, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Innerhalb von zwei Jahren soll die deutsche Huffington Post profitabel sein, drei Jahre später soll sie zu den fünf größten Nachrichtenportalen des Landes gehören. Bei der seit 2011 bestehenden Länderausgabe in Frankreich ist das Konzept aufgegangen. Sie ist zumindest schon zum meist besuchten reinen Onlinemedium des Landes aufgestiegen.
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